Zwei wie Sauerkraut und Leberwurst

„FreYung hilft“ und die „Tafel“ ergänzen sich sozial auf Zuruf: Für Hilfe, die auch in der Region stets gut gebraucht wird

10.12.2016 | Hermann Haydn

Freyung. Zu Weihnachten ist das Herz weicher und sitzt der Verschlussknopf an der Geldbörse lockerer. Das wissen die Hilfsorganisationen und Aktionen alle. Und je nach Zweck muss da auch keiner ein schlechtes Gewissen haben, dass da Nehmen seliger ist, um selbst wieder geben zu können. Norbert Kremsreiter von der Werbegemeinschaft Freyung − und damit auch ein Kopf bei „FreYung hilft“ − sowie Ulrike Schönbein von der Tafel wiesen jetzt in einem Gespräch mit der Lokalredaktion der Passauer Neue Presse darauf hin, dass auch vor Ort viel getan wird, damit für die sozial Schwachen die eine oder andere benötigte Extra-Bescherung auch während es Jahres möglich bleibt.


Anlass waren ein Termin in der Freyunger Grundschule und das an diesem Wochenende stattfindende „Sterntaler-Wochenende“ am Adventsmarkt vor der Kirche. Denn beide haben auch den Hintergrund, Bewusstsein für soziale Verantwortung zu schaffen.

So sammeln die Kinder an der „Grundschule am Schloss Wolfstein Freyung“ seit einigen Tagen und noch bis in nächster Woche Dinge des täglichen Bedarfs aus eigenem Zuhause für die Warenkörbe der Freyunger Tafel. Eine Packung Mehl mehr gekauft, als gerade benötigt, ein Duschgel extra dazu gelegt, was Süßes, ohne selbst Kalorien an sich anzulegen im Einkaufskorb; das tut den Meisten Menschen nicht weh und wird weitergereicht über die Tafel zu einer oft großen Erleichterung für die Berechtigten der Zuteilungen. Sonst würde in dortigen Haushalten bei greifendem Sozialsystem wohl auch niemand verhungern müssen, sagt Ulrike Schönbein. Aber von dennoch kargen Hartz-IV-Sätzen bleibt doch oft nichts übrig, um sich auch einmal ein Extra wie einen Cafè-Besuch zu gönnen, oder etwas für die Kinder unter den Baum legen zu können.

Wenn der Warenzulauf aus den Geschäften, die an die Tafel spenden, auch weiter gut ist, so ergänzen solche Aktionen das Angebot in etwa 50 Warenkörben für etwa 150 bis 200 Hilfsbedürftige, darunter auch knapp 40 Kinder, doch enorm. Und Ulrike Schönbein sowie ihre insgesamt 42 Helfer im Tafel-Team sind auch froh, dass ergänzend aus diversen Spendeneingängen auch regelmäßig zum Einkaufen gegangen werden kann.

So wusste das Team schon, dass es dieser Tage mal Blut- und Leberwürste geben würde. Kartoffeln waren noch da. Und Sauerkraut wurde eben besorgt, damit so ein rundes Mittagessen aufgetischt werden konnte. Und jetzt in der Adventszeit, da ist es auch wichtig, dass zum Mehl auch mal die Margerine oder zusätzliche Butter kommt, um Plätzchenbacken auch mal möglich zu machen.

Möglich wird das auch zu einem guten Teil unter der organisatorischen Schirmherrschaft durch „FreYung hilft“. Die Geschäftsleute haben sich da nicht nur werbend, sondern auch sozial seit Jahren vernetzt und bringen sich ein oder heben Mittel dort ein, wo Aktionen es möglich machen. Wie unter Freyunger Adventskalender oder mit der Aktion „Sterntaler“. Da stehen dann mal extra Sammelboxen rum oder es geht ein Teilerlös der „Standelleute“ an den Hilfsverein.

Während „FreYung hilft“ sich dann aus ebenfalls eigenem Konto bedient, um Fallbezogen auch landkreisweit dort unter die Arme zu greifen, wo eine akute Notlage es erfordert, wie bei Familien mit krankem Kind, mit Sachspenden an Verzweifelte und bis hin zu Fahrdienst oder Unterstützung bei Beerdigungskosten, ist die Tafel eher für die „chronische Not“ vor Ort zuständig. Da sind oft Lebensplanungen irgendwann aus dem Ruder gelaufen, die auch nur schwer wieder auf eigenständigen Kurs kommen.

Je nach Notlage ist da eine Hilfe auf Zuruf mal nötig; finanziell und personell. Dank organisatorischer Verknüpfung und persönlicher Bekanntschaft funktioniert das gut. Viele Räder greifen da aber auch über Tafel und „FreYung hilft“ hinaus ineinander. Etwa dass die Stadt mit Miete, Strom, Wasser sich im Tafel-Laden einbringt und so finanzielle Flexibilität eröffnet. Ein Fahrzeug ist nicht nötig, weil die Teams sich selber zusätzlich einbringen, auch etwa anfallenden Verpackungsmüll schon mal auf eigene Tonnen verteilen. Ulrike Schönbein betont auch extra, dass sie sich auf keinen Fall hervor heben lassen möchte, auch wenn sie organisatorisch etwas die Tafel-Aktionen managt. Ohne die große Bereitschaft aller im Team ginge ja doch gar nichts. Da sei jeder genau gleich wichtig.

Und das betont auch Norbert Kremsreiter. Was hülfe es denn, Spendebüchsen aufzustellen, wenn die Menschen, die etwas hinein werfen sollen, nicht vom guten Zweck überzeugt sind. Da sei der Freyunger Adventskalender ein sichtbares Zeichen dafür, dass es sich in jeder Richtung lohne, vor Ort auch sozial zu denken und zu handeln. Denn neben dem Erlös gibt es ja auch den Gewinn und bei „Sterntaler“ zum Glühwein eben auch das gute Gefühl dazu, dass auch vor Ort Hilfe wirklich mal gut ankommt.

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